Ein Brechhaus, im Volksmund Rauchstube (gesprochen „Raachstubn“ mit hellem „a“) genannt, hat mit der Flachsverarbeitung zu tun, die bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Frasdorf noch praktiziert wurde. Jeweils mehrere Bauern unterhielten gemeinsam ein Brechhaus.

Bei diesem hier waren die 15 Westerndorfer Bauern, nämlich der Paulschmied, der Rauch, der Jell, der Oberschmied, der Bachwastl, der Schneider, der Bäck, der Paulkarl, der Schuster, der Wagner, der Oswald, der Krinninger, der Kainz, der Lenz und der Mix sowie als einziger Auswärtiger der Lederstubner von der Lederstube, beteiligt.

Im Brechhaus wurde der Flachs („der Haar“) unter großer Hitze gedörrt, sodass man die holzigen Hüllen von den eigentlichen Fasern lösen konnte („Brechen“ nannte man diese Arbeit) – eine reine Männerarbeit, die während des Winters durchgeführt wurde. Wegen der Brandgefahr waren die Rauchstuben immer etwas von anderen Häusern entfernt.

Der Flachsanbau erforderte großes Geschick und viel Fleiß. Alles war Handarbeit. Nach der Ernte wurden die Flachspflanzen zunächst „gehiefelt“ (auf „Hiefel“, Holzpfosten mit halblangen Aststummeln, zum Trocknen aufgehängt), zuhause dann „geriffelt“ (Abstreifen der Samenkapseln).

Vor der Weiterverarbeitung in der Brechstube mussten die Flachspflanzen 3 – 6 Wochen auf der „Rouß“, einer Wiese, zum „Rösten“ ausgebreitet werden, sodass durch den Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit die Halme spröde wurden. Die heute bebaute Flur westlich vom Gasthof Karner heißt noch heute amtlich „Röstbreite“, im Volksmund „d` Rouß“.

Nach dem „Brechen“ im Brechhaus wie oben beschrieben wurde der Flachs in Blachen (Netzen) nach Haus gebracht. Jetzt kam das „Hacheln“, d. h. der „Haar“ wurde über ein großes, mit eisernen Nägeln versehenes Brett gezogen, um wirklich reinen Flachs zu bekommen.

Das so gewonnene Material wurde sortiert: das feinste wurde nach dem Spinnen für Bett und Tischwäsche sowie für Leibwäsche reserviert. Das weniger gute (das „Werg“) diente zur Herstellung von „Rupfenem“, Hosen, Röcken oder Schabern.

Steinwand ©Rupert Wörndl

Die Rückwand des Westerndorfer Brechhauses ist aus Feldsteinen und Bachkugeln errichtet. Hier kann man gut die unterschiedlichen Gesteine erkennen, die vom Eis des Inngletschers seinerzeit bis vom Malojapass hierher transportiert worden sind. (Foto Wörndl)

Bergblick

Von der Sitzbank unter dem Nußbaum schräg gegenüber dem Brechhaus hat man einen schönen Ausblick nach Westen mit (1) dem Wildalpjoch (1729 m), (2) dem Wendelstein (1838m), (3) der Hochsalwand (1625 m), (4) dem Dandlberg am Samerberg (900 m) und (5) dem Breitenstein (1622 m) (Foto Wörndl).

LEADER Logo und Förderhinweis