Das Bahnhofsgebäude am „Haltepunkt Umrathshausen“ (im Volksmund „d`Halt“ genannt) wurde wegen der hohen Herrschaften im nahe gelegenen Schloss Wildenwart so aufwändig gestaltet.

Errichtet wurde der Bahnhof im Zusammenhang mit dem Bahnbau von Prien nach Aschau in den Jahren 1877/78. In den Karten aus der damaligen Zeit liest man noch „Haltestelle Wildenwart“. Diese ursprünglich einzige Haltestelle zwischen Prien und Aschau wurde auf Wunsch von König Ludwig II. eingerichtet, „um eine günstige Haltestelle für das Sommerschloß Wildenwart herzustellen“.

Das Gebäude war zweistöckig mit einem Dachgeschoß mit Wohnungen für den Stationsvorsteher und einen Bahnbediensteten. Wie auf der Bauskizze zu sehen ist, musste man das Treppenhaus entgegen der ursprünglichen Planung nach Außen verlegen, um im Inneren genügend Platz für ein „reserviertes Zimmer“ und einen Wartesaal II. Klasse „mit Rücksicht auf die Benützung der Station durch Mitglieder des königlichen Hauses und zahlreicher allerhöchster und höchster Besuche“ zu erhalten. Für die gewöhnlichen Bahnfahrer gab es einen Wartesaal III. Klasse.

Zu den Gleisen führten drei hohe Flügeltüren, geschützt durch ein weitausladendes Vordach, das auf kunstvoll verzapftem Balkenwerk aufgestützt war. Beachtenwert sind auch die besonders gestaltete Dachgaube und die mit Sägearbeiten verzierte Holzblende des Dachgeschosses.

Info 16 (1)

Vorsteher Stadler mit Familie und Bahnbediensteten 1910 (Sammlung Holzapfel)

Info 16 (2)

Plan von 1880 (Sammlung Holzapfel)

Ursprünglich waren neben dem Hauptgleis noch ein „Hausgleis“ sowie ein separates Ladegleis vorhanden. Die beiden letztgenannten wurden 1959 abgebaut.

Nach dem Verkauf des Gebäudes und Umbau im Jahr 1956 stand es nunmehr längere Zeit leer. Die heutigen Besitzer planen, das Gebäude wieder in einem nahezu ursprünglichen Zustand herzurichten.

Als Haltepunkt hat der Bahnhof Umrathshausen heute keine Funktion mehr. Haltestellen in der Nachbarschaft sind noch „Umrathshausen Ort“ (errichtet 1930) sowie „Vachendorf“ (errichtet 1978).

Eine besondere Rolle spielte das Bahnhofsgebäude während der NS-Zeit: Im Jahre 1934 diente es als „Arbeitsdank-Lager Umrathshausen“. Arbeitsdank war eine alternative Bezeichnung für den „Reichsarbeitsdienst“. In den letzten Kriegsmonaten 1945 wurde offensichtlich ein Teilbereich des Oberkommandos der Luftwaffe hierher verlegt. Alte Leute erinnerten sich noch, dass auf einem im Wald verlaufenden Sondergleis in dieser Zeit ein langer Zug stand.

LEADER Logo und Förderhinweis