Umrathshausen wird 957 als „Hunprethashusa“ (bedeutet „Haus oder Heim des Hunpreth“) erstmals erwähnt. Die Kirche „Hl. Blut“ hatte jahrhundertelang große Bedeutung als Wallfahrtskirche.
Erzbischof Friedrich von Salzburg, dessen Regierungszeit in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts liegt (wahrscheinlich zwischen 957 und 991), hat zur Sicherung der Rechte seines Erzstiftes Auszüge aus den Urkunden seiner Zeit anfertigen lassen. Dabei ist auch „Hunprethashusa“ erwähnt. Damit ist der Bestand von Umrathshausen festgestellt. Es ist also nicht erst in dieser Zeit entstanden, wie man etwa die Gründung einer Stadt durch einen förmlichen Gründungsakt feststellen kann, sondern es besteht bereits, hat eine nach Feld, Wiese und Wald ausgeschiedene und abgemessene Flur.
Es wird vermutet, dass von der alten Römerstraße Augsburg – Salzburg eine Abzweigung durch den westlichen Chiemgau bestanden und über Hemhof – Mauerkirchen – Greimharting – Prutdorf (im 12. Jahrhundert “Prucdorf”) – Vachendorf – Schörging nach Bernau geführt hat. Die einwandernden germanischen Volksgruppen errichteten Siedlungen und nannten diese ihrer Gepflogenheit gemäß nach ihren führenden Männern: Willehalm (Wilhelming), Tepizzo (Dösdorf) und Hunpreht (Umrathshausen). Alle diese Siedlungen haben offenbar schon bestanden, als eine das Land erfassende Seelsorgeorganisation eingerichtet wurde. Man musste also auch für den Priester (althochdeutsch „phapho“) eine eigene Siedlung schaffen, wo er vom Ertrag eines landwirtschaftlichen Betriebes leben konnte; so entstand schließlich auch Pfaffing.
Vom Salzburger Erzbischof und seinem Kloster auf der Herreninsel gingen allmählich Herrschaft und Besitz auf die immer mächtiger werdenden Schlossherren von Hohenaschau über. Neben diesen verschwinden die kleineren Adeligen, wie die von 1150 bis etwa 1230 nachweisbaren Herren von Umratshausen. Es verschwinden auch die Giebinger von Leitenberg, die dort auf dem heutigen Oswald-Anwesen gesessen waren, sowie die Gundrichinger. An diese beiden Adelsgeschlechter erinnern die beiden Grabplatten an der Südseite der Kirchenaußenmauer (s. u.).
Kirche Hl. Blut
Das Gotteshaus in Umrathshausen wird 1365 urkundlich erstmals bezeugt. Ursprünglich dem Hl. Ulrich geweiht, tritt dann um 1500, bedingt durch das Aufblühen einer Wallfahrt, das heutige Patrozinium Hl. Blut in den Vordergrund. Umrathshausen war seit alters eine vielbesuchte Gnadenstätte. Die Wallfahrt zum hl. Blut muss schon im 15. Jahrhundert in Blüte gestanden sein, wie vor allem die Erbauung der heutigen, für die Kirchengemeinde allein viel zu geräumigen Kirche selbst bezeugt. Die Wallfahrt verlor dann im 19. Jahrhundert ihre Bedeutung.
Die Kirche von Umrathshausen, wie wir sie heute vor uns sehen, ist ein stattlicher, ungewöhnlich weiträumiger Bau von ursprünglich spätgotischem Stil. Sie wurde um 1470 anstelle einer älteren Kirche erbaut. 1749 hat man das Innere im Stil des Rokoko renoviert. Die Einrichtung des Gotteshauses stammt im Wesentlichen aus den Jahren 1871 bis 1880. Weit größeren Kunstwert besitzen verschiedene Reste der älteren Kircheneinrichtung. 1825 erfolgte ein Einsturz des alten Kirchturms, der ein Satteldach mit getreppten Giebeln trug, ähnlich wie noch heute der Turm der Pfarrkirche Neubeuern. Der neue Turm wurde daraufhin mit einem Spitzhelm aufgeführt. Dieser fiel am 18. September 1898 einem schweren Brandunglück zum Opfer, bei dem auch das Kirchendach und die Orgel zerstört wurden. Die heutige Turmhaube in bewegten, barocken Formen wurde dann im Jahre 1900 aufgesetzt
Besondere Beachtung verdienen zwei große, spätgotische Grabplatten aus rotem Marmor an der Südseite der Kirche.
Die eine Platte, auf der ein großes Wappen in kraftvoller Stilisierung dargestellt ist, wurde für den Edlen „Ruedolf Gundreichinger“ (gestorben 1421) gesetzt, dessen Geschlecht im nahen Ginnerting (alt “Gundriching”) bei Frasdorf beheimatet war.
Die zweite mit der lebensgroßen Relieffigur eines stehenden Ritters im Harnisch mit den Wappen der Giebinger und Schrenck enstand laut Inschrift im Jahre 1508 für den Ritter „Hanns Giebinger zw Leyttnberg“ und seine Frau Walpurg Schrenck von Notzing, Beide Grabsteine erinnern daran, dass im benachbarten Leitenberg einstmals ein Edelsitz bestanden hat.
Chiemgaubahn
Die Bahnlinie Prien-Aschau i. Ch. führt durch die Flur Umrathshausen. 1877 – 1878 wurden die Bauarbeiten durchgeführt. Bis vor kurzem gab es zwei Haltestellen im Bereich von Umrathshausen: „Umrathshausen-Ort“ und den „Haltepunkt Umrathshausen-Bahnhof“.
Letzterer ist im Situationsplan von 1876 noch als „Haltestelle Wildenwart“ ausgewiesen. Die großzügige Ausgestaltung des Empfangsgebäudes und der Gleisanlagen (eigenes Ladegleis) hatte die Station zweifelsohne den häufigen Besuchen der königlichen Familie und ihrer hochgestellten Gäste zu verdanken. So musste neben dem Wartesaal III. Klasse ein Wartesaal II. Klasse sowie ein „reserviertes Zimmer“ errichtet werden. Es war auch eine „Staatsbahntelegraphenanstalt“ vor Ort. Im April 1945 wurde das Oberkommando der Luftwaffe von Berlin kurzzeitig hierher verlegt. Gesonderte Gleisanlagen wurden in den angrenzenden Wald gebaut. (Rudolf Schwaiger, Bernau)
Der Haltepunkt „Umrathshausen-Ort“ wurde 1909 errichtet und ist heute noch in Betrieb.